Brauerei Kundl
1300 Jahre Geschichte vom rätoromanischen Bauerngut, zum kleinen Ansitz des Dorfadels über eine Großbrauerei zum Weltkonzern.
788 | Erstmalige Erwähnung als namenloser Mansus der Kirche; erbaut um 700 als Maierhof |
1359 | Nennung im Urbar der Kummersbrucker als „Gut Aigen“; Erbe der Kuntler |
1416 | Nennung als „Haus“ (= Ansitz) von Simon Lintauer mit eigenem Kaplan aus St. Georgenberg: Familie Lintauer vermutlich damit Erbauer des Schlosses. |
1495 | Um- bzw. Ausbau zum heute bekannten Schloss durch Wolfgang von Hocholtingen. |
1536 | Hocholtinger verschwinden aus Kundl; k.u.k. Majestätsrat und Hauptmann zu Rattenberg Marx Steger erwirbt vom letzten Hocholtinger Sebastian Ansitz und Gut. |
1547/48 | Caspar Bruggenmoser wird Herr von Schloss Hocholtingen. |
1574 – 1588 | Die Edlen Dreyling Caspar, Ulrich und Johann von Wagrein sind Herren auf Schloss Kundl. Sie führen den Beinamen Hocholtingen. |
1600 | Abraham Plank, Richter zu Rattenberg sowie seine Brüder Ferdinand und Dionys kaufen das Schloss |
1658 | Bartlmä Plank gründet die Brauerei im Schloss Erzherzog Ferdinand Karl verleiht im hierzu das Privileg „zur Errichtung einer Bierbrauerei mit einem Knecht und das Bier nicht allein vom Zapfen maßweis auszuschenken, sondern auch in und außer Landes in Handel zu bringen“ |
1690 | Diese Braugerechtigkeit geht auf die Plank`schen Erben über. |
17. August 1701 |
Georg Sieberer erwirbt Schloss und Brauerei und erhält die Bestätigung des Brauprivilegs von Kaiser Leopold I. |
14. Jänner 1719 |
Erbin Euphrosina Sieberer erhält diese Bestätigung von Kaiser Karl VI. |
27. März 1751 |
Georg Thaimber wird Brauereibesitzer, Privileg von Kaiserin Maria Theresia |
21. November 1781 |
Kaiser Josef II. bestätigt dem Nachfolger Johann Georg Gruber dieses Privileg; darauf folgt Josef Gruber |
26. Juli 1831 |
Nach Grubers Tod erwirbt der Bauersmann Anton Kirschner und dessen Frau Notburga Prantl aus Jenbach Schloss und Brauerei |
1863 |
Dem Brauer Johann Kirschner wird in Kundl das Gast- und Schankgewerbe beim Bräuhaus in Kundl verliehen. Neben den Gasträumen im Schloss war bei der nunmehrigen „Dampfbierbrauerei Kundl“ auch der schönste und größte Bräugarten des Landes der 1917 für immer geschlossen werden sollte |
Um 1885 |
Die Dampfbrauerei wird von den 6 Kindern von Kirschner übernommen |
Um 1905 |
Professor Anton Niggl, Rechtsanwalt Dr. Martin Ritter und Herr Sonnleitner erwerben die Brauerei und bilden daraus die „Tiroler Aktienbrauerei Kundl“ |
1927 |
Fusionierung mit der Brauerei Jenbach zu den „Vereinigten Tiroler Brauereien Kundl-Jenbach AG.“ In Jenbach wird am 31.Juli 1927 die Biererzeugung für immer eingestellt |
1929 |
Übernahme der Vereinigten Tiroler Brauereien durch die Brau AG – nunmehr einfach „Brauerei Kundl“ genannt |
1930 – 1945 |
Die Güte des Kundler Bieres ist auf das reichlich vorhandene geeignete Wasser und die jahrhunderte alte Brautradition zurückzuführen. Niederlagen der Brauerei finden sich in: Innsbruck, Hall in Tirol und Kitzbühel |
1945 |
Das Ende des 2. Weltkrieges markiert aufgrund mangelnder Rohstoffe auch das Ende des Brauereibetriebes in Kundl. Das gern getrunkene Kundler Bier wurde im Bürgerbräu Innsbruck noch bis in die Mitte der 1950er nachgebraut, ehe es für immer von der Bildfläche verschwand |
1946 |
Das Management der BrauAG ordert aufgrund der Idee des französischen Besatzungsoffiziers Michel Rambeaud, den Mikrobiologen Dr. Kropacsy und Gärungschemiker Dr. Brunner nach Kundl. Diese errichten in den ehemaligen Anlagen der Brauerei eine Produktionsstätte für Penicillin. Die „Biochemie GmbH“ wird gegründet. |
1948 |
Die ersten Penicillin Ampullen verlassen das Werk |
1951 – 53 |
Dr. Ernst Brandl und Dr. Hans Margreiter entdecken das Penicillin V, das als Weltneuheit erstmals oral eingenommen werden konnte und unter dem Namen „Ospen“ auf den Markt kommt. |
1954 |
Die Biochemie deckt den gesamten Penicillinbedarf in Österreich |
1964 |
Die Brau AG gibt die Führung und Kapitalmehrheit an die Sandoz AG ab |
Heute |
Das schöne Schloss Hocholtingen liegt eingekeilt zwischen großen Werksgebäuden und hat seine schöne Lage im Wiesengelände mit Rundumblick eingebüßt und seine Funktion geändert. Es hat an Bedeutung nichts verloren und ist über den bescheidenen Rahmen der Dorfgeschichte hinausgewachsen und Herz einer chemischen und pharmazeutischen Forschungs- und Produktionsstätte von Weltrang geworden. |
Übernommen aus dem Buch „Kundl“ (1986) von