Industrieort Kundl

Mühlbach

Die Wirtschaftsader schlechthin war der Mühlbach, der Energie für viele Betriebe lieferte. Mühlen, Sägewerke, Wagnereien und die Dreschtenne bezogen die Energie aus dem Mühlbach. Größere und kleinere E-Werke erzeugten Strom für den eigenen Bedarf, aber auch für Fremdlieferung. Als dann die elektr. Energie immer billiger wurde und die Kosten und Mühen für das gesamte Gerinne des Mühlbaches zu hoch wurden, wurde 1969 der Mühlbach, welcher durch eine eigene Genossenschaft betrieben wurde, abgebaut. Nur mehr wenige Reste des Mühlbaches sind heute im Ort zu finden, die Grundstücke wurden von der Gemeinde an die Anlieger verkauft und die Maschinen und Anlagen abgebaut und/oder zerstört.

Ziegelfabrik

Neben der Brauerei als größtem Arbeitgeber von Kundl um 1900 entwickelte sich die Unterholzner`sche Ziegelfabrik  zu einem Großbetrieb (später Ziegelei Keller). Die Metalltradition Kundls wurde ab 1930 durch die Hohenauer Gießerei fortgesetzt. Anfang der 50-er-Jahre des vorigen Jhts. gab es in Kundl weitere Gießereien.

Gießerei der Firma Lindner

Besonders zu erwähnen ist die betriebseigene Gießerei der Firma Lindner, welche als Metallwarenfabrik Lindner 1946 begann und aus welcher später die Traktorenfabrik Lindner wurde (Traktorenwerk Lindner). Weiters gab es die Gießerei des Georg Rom (umgangssprachlich Rom Örgä), die Bandsägen erzeugte. Niemand weiß heute mehr davon, daß Georg Rom auch Tabakschneideanlagen erzeugte und einen großen Ruf in diesem Sektor erlangte. Heute ist dieser Betrieb ein hochspezilisierter Kleinbetrieb für Kunstguss. Eine weitere Gießerei befasste sich mit Bronzeguss – Grabschmuck und Zubehör.

Biochemie Kundl

Aus der ehem. Brauerei entwickelte sich ab 1946 die Biochemie Kundl, welche unter allierter Aufsicht Penicillin, das damals in Österreich nicht vorhanden war zu erzeugen begann, alles unter größten Schwierigkeiten. Erst als sich die BrauAG entschloß, die Anteile an der Biochemie Kundl an die schweizerische Sandoz wegen ihrer hohen Kompetenz in der Pharmabranche  zu verkaufen ging es steil bergauf. Den Kundler Forschern in der Biochemie Dr. Margreiter und Dr. Brandl gelang die bahnbrechende Erfindung des Penicillin V (wie victory). Dabei forschten alle großen Pharmakonzerne der Welt wie Pfizer, Ely Lily etc. an der Entwicklung des säurestabilen Penicillins. Bis zu diesem Zeitpunkt musste dieses wichtigste Arzneimittel direkt ins Blut gespritzt werden, da es sonst von der Magensäure zerstört wurde.

Lebensmittelgeschäfte

Nicht zu vergessen gab es vor Jahren noch eine große Anzahl von kleinen Lebensmittelgeschäften, in welchen fast alle Waren noch offen (also ohne Verpackung) in Papiersackerln oder mitgebrachten Gefäßen verkauft wurden. Es gab mehrere Schuster, Bäcker, Schneider (für die Weiberleut „Modistinnen“ genannt) Tischler und andere Kleingeswerbetreibende.

Die Gasthäuser verlangen einen eigenen Bericht, gab es doch gerade hier immer wieder Wechsel und Betriebsübergaben.

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft und das bäuerliche Leben prägte die dörfliche Gesellschaft bis zur industriellen Revolution, beginnend mit der Zeit um den ersten Weltkrieg. Erst ab ca. 1925 (Ziegelfabrik, Gießereien, Brauerei., Sägewerke) reduzierte sich der Anteil der landw. Erzeugung und Bedeutung in Kundl und anderswo. Das große Thema „Bäuerliches Leben“  ist hinreichend in benachbarten Museen (z. B. Bauernhöfe Museum Kramsach) erforscht und dargestellt.

Der Kundler Heimatverein hat die Festschriften Biochemie 10 Jahre und auch Sandoz 50 Jahre als Nachdrucke herstellen lassen.